Nur wenige hätten es für möglich gehalten. Umso größer waren die Glücksgefühle, die die beiden Abiturientinnen Olivia Müller und Aileen Grathwohl eingangs zum Ausdruck brachten: glücklich, dass dieses Jahr überhaupt ein Abiball stattfinden konnte.
Das Lächeln der beiden Moderatorinnen überstrahlte manchen grauen Tag. Die Strapazen des Fernlernens, die Komplexität der Online-Kommunikation, Herausforderungen im schulischen, privaten und familiären Bereich. Kein Jahrgang war so stark von der Pandemie betroffen wie jene 113 Abiturient*innen, die sich heuer unter den mächtigen Zelten der Staufener Kulturbaustelle versammelt hatten.
Goldene Abi-Ballons, ein Thron für die Faustschen Royals, familiärer Andrang an der Foto-Wall, Momente für die Ewigkeit in einem stimmungsvollen Ambiente, „einem würdigen Rahmen“ wie gemacht für „Befreiung und Entfesselung“ (Schulleiter Jürgen Gutgsell), für den Aufbruch in die Welt. „Wir danken Euch für die gemeinsame Zeit und euer vielfältiges Engagement in und um das Faust Gymnasium.“
Engagement allerorten: Dass der organisatorische Aufwand auch der Schulleitung und Lehrkräfte in diesem Jahr noch weit jenseits aller bisherigen unerreichbar scheinenden Superlative gelegen hat, war immer wieder Thema. Abgesehen von permanenten Unwägbarkeiten und Koordinationsaufwand durch Corona sorgte auch das reformierte Abitur für größte Herausforderungen. Sage und schreibe 213 mündliche Prüfungen (statt der üblichen 70) mussten terminiert und durchgeführt werden. Eine Herkulesaufgabe, die nur gelang, weil sich die Schulleitung einmal mehr auf das erfahrene Oberstufen-Gespann Florian Burkart und Stefan Schröter verlassen konnte, welches die Schulgemeinschaft über jede noch so feine Verästelung im Informationsdickicht auf dem laufenden hielt.„Natürlich war Corona ein großes Thema. Aber wir wurden gut begleitet und haben es geschafft uns zu organisieren“, betont Abiturientin Kseniia Ammon. „Ich habe mich am Faust sehr wohl gefühlt“. Ein Eindruck, den Scheffel-Preisträger Fabiano Argenziano in seiner gefeierten Rede bekräftigte.
Und tatsächlich kam dies auch in den Leistungen zum Ausdruck: Am Ende stehen nämlich ganz außergewöhnliche Zahlen auf dem Tableau. Ein Gesamtschnitt von 2,0! Sieben Mal gab es den Traumschnitt von 1,0 (Hannah Fuchs, Malte Schomerus, Annika Pfrengle, Henri Boch, Fabiano Argenziano, Tim MacLeod, Franziska Freudig). Der Jubel kannte keine Grenzen, als diese und andere Würdenträger auf der Bühne geehrt wurden. Zunächst in ihren fünf Tutorkursen, später die Preisträger, manches Grüppchen auch noch persönlich vom Tutor vor dem Zelteingang. Ehre, wem Ehre gebührt!
Doch bei acht Jahren Faust gibt es noch so vieles jenseits der Arithmetik: „Jeder einzelne trägt dazu bei, dass wir so eine bunte Schule sind“ (Florian Burkart). Sei es in Form von Werken der fachpraktischen Prüfung Kunst, die der Schule erhalten bleiben. Sei es durch Erinnerungen ans Theater oder Konzerte (Sonderpreis der Fachschaften Theater und Musik für Benjamin Jurina, der seit einer Generation für die Technik sorgte). Sei es für die zahlreichen großen und kleinen Projekte und Initativen, die vielen leckeren Zutaten für das Faust-Menü (symbolisch der Chef-Kochlöffel für Olivia Müller).
Oder die Werte, denen sich das Faust verschrieben hat: Toleranz, Offenheit und Vielfalt. „Anders sein bedeutet normal sein, normal sein bedeutet anders sein“ (Fabiano Argenziano)
Anders und erfolgreich: Anders wegen Corona, Unwägbarkeiten, Home-Schooling, anders, weil es halt doch anders war; erfolgreich: geschafft, Zeugnis, doch-noch-Abiball, perfekt organisiert, Feiern mit Familie, Tanz nach kühlendem Gewitterschauer - und weil das Schülerteam beim Lehrerzitate-Erraten besser war als die Lehrer ;=)
In diesem Sinne, liebe Abiturient*innen 2021. „We wish you what!“