Seit Beginn des Schuljahres behandeln wir im Geschichtsunterricht das Thema Nationalsozialismus. Zu Beginn haben uns mit dem Scheitern der Weimarer Republik beschäftigt. Es folgten Themen wie die Machtübernahme Adolf Hitlers sowie Propaganda als Mittel der Machtsicherung im „Dritten Reich“.
Im Anschluss daran haben wir uns Zeitungen, Zeitschriften und Schulbücher aus der NS-Zeit anhand verschiedener Fragestellungen angeschaut. Dabei ging es Inhalte, aber auch darum, welche Botschaften den Lesern vermitteln werden sollten. Außerdem interessierte uns, inwiefern diese Medien zur Unterstützung der politischen und gesellschaftlichen Ziele der NS-Regierung beitrugen und welchen Eindruck sie auf uns machen.
Mit ein paar Klassenkameraden habe ich mir ein Lesebuch von 1936 für die sechste Klasse angeschaut. Hier ist uns stark aufgefallen, dass schon in einem Alter von 11-12 Jahren den Schülern unterschwellig NS-Ideologien vermittelt wurde und Schülerinnen und Schüler manipulierte. Erschreckend war dabei, dass der Text trotz Manipulation noch sehr sachlich klang. Die NSDAP nahm also keine Rücksicht auf das junge Alter der Kinder. Wahrscheinlich war der propagandistische Zweck für die Schülerinnen und Schüler auch gar nicht ersichtlich.
Ähnliche Ergebnisse brachten die andern Gruppen unserer Klasse zusammen. Auch in ihren Medien wurde versucht die Meinung der Menschen zu manipulieren. Unter anderem wurde eine Zeitschrift von der Front aus dem Jahr 1939 untersucht. Diese zeigte ein verherrlichendes Bild des Frontlebens - singende, glückliche Soldaten, die stolz waren für ihr Vaterland kämpfen zu dürfen.
Besonders hat mich das Buch „Jungenführer“ (erschienen 1935) erschreckt, in dem schon viele Jahre vor Kriegsbeginn ein Krieg angedeutet und junge Menschen auf die Aufgaben bei der Ersten Hilfe und im Kampf vorbereitet wurden.
Das Arbeiten mit den Zeitschriften hat mir sehr gut gefallen, da es ein Unterschied zum normalen Unterricht war. Es ist ein großes Privileg mit solch alten Quellen zu arbeiten. Außerdem hat das Arbeiten mit den Zeitschriften zu einem besseren Verständnis und zur Veranschaulichung der Geschichte und des Lebens der Menschen im „Dritten Reich“ geführt.
In allen untersuchten Medien konnten wir Propaganda finden. Die NS-Regierung hat versucht die Menschen schon vor Beginn des Krieges auf die kommenden Jahre vorzubereiten und während des Krieges bei Laune zuhalten. Dies geschah auch durch die sogenannten Weihnachtsringsendungen, ein Radioprogramm, das aus verschiedenen Frontabschnitten Grüße in die Heimat schickte und wovon wir einige Beispiele im Unterricht anhörten. Die Bürger wurden also fast durchweg durch Propaganda beeinflusst und sie hatten kaum Chancen sich dieser zu entziehen.
Leider gibt es auch heute noch politische Propaganda, Berichte von militärischer Ausbildung in Schulen. ebenso wie Verbote von regierungskritischen Medien in Russland oder China.
Einige meiner Mitschüler haben es ähnlich erlebt. Hier Auszüge aus ihrem persönlichen Fazit.
Jan Köhler: "Mich hat erstaunt, dass so viele Schulbücher komplett umgeschrieben wurden. Außerdem wurde ein sehr hoher finanzieller und organisatorischer Aufwand betrieben, um z.B. das Leben an der Front zu verherrlichen."
Lotta Mainberger: "Durch die Materialien konnte ich den Nationalsozialismus aus einer neuen Perspektive betrachten. Mir wurde bewusst, wie stark gerade die junge Generation unter dem Einfluss des Regimes stand."
Amelie Litzel: "Ich konnte ein vertieftes Verständnis gewinnen, wie die nationalsozialistische Ideologie systematisch verbreitet wurde. Das Material verschaffte mir auch einen tiefen Einblick in den Alltag der damaligen Zeit, also zum Beispiel, wie die Menschen lebten, gekleidet waren oder wie eine Hausfrau aussehen oder sich verhalten sollte."
Zu unserem Projekt ist auch ein Artikel in der Badischen Zeitung erschienen.