Für unsere Schülerinnen und Schüler ist das Leben in einem ungeteilten Deutschland selbstverständliche Realität und wird kaum hinterfragt. Für deren Eltern- und Großelterngeneration dagegen ist die Teilung Deutschlands eine lebendige Erinnerung - mit teilweise schmerzhaften Erfahrungen - und bis in die gegenwart präsent.
Wie wertvoll erscheint es da, wenn sich die beiden Erfahrungshorizonte treffen: Wenn die Schülerinnen und Schüler in der Begegnung mit dieser Generation, den Geschichten von damlas lauschen und direkt Fragen stellen und ein besseres Verständnis auch für ihr eigenes Leben bekommen können.
Herr Hartwig Kluge war am 29. Mai zum wiederholten Male Gast am Faust-Gymnasium und die gesamte 12. Jahrgangsstufe war eingeladen, um mit ihm in den Austausch zu gehen.
Geboren 1947 in Halle/Saale, wächst Hartwig Kluge in der DDR auf, wo er 1966 das Abitur macht. Sein ursprünglicher Berufswunsch, Lehrer, bleibt ihm von staatlicher Seite aus verwehrt, so dass er sich, um überhaupt studieren zu können, an der kirchlichen Hochschule in Naumburg einschreibt.
Als er sich als Student an einer Flugblattaktion gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei im August 1968 beteiligt, gerät er in das Visier des Staats-Sicherheitsdienstes.
Im Januar 1969 missglückt sein Fluchtversuch über die ungarisch-jugoslawische Grenze, woraufhin er verhaftet und wegen „Republikflucht“ zu einer Haftstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt wird. Im Rahmen des Häftlingsfreikaufes gelangt er im Dezember 1969 in die BRD.