Misa Tango
Faust-Gymnasium Staufen
Kultur- und Bürgerhaus Denzlingen
Wallfahrtskirche Ehrenkirchen
Manuel Nawri und
Misa Tango
Europäische Erstaufführung der Tango-Messe von Martin Palmeri vom FaustChor des Faust-Gymnasiums Staufen
Leitung Manuel Nawri und Peter Koderisch, Leitung
Aufführungsorte
Programm
Mitwirkende
Presse-Echo
Badische Zeitung vom 18.5.04
Deutsche Erstaufführung von Martín Palmeris "Misa Tango" mit dem Faustchor Staufen
Tango in der Kirche, gar eine Tango-Messe, das scheint vorab ein Widerspruch: Polyphone Spiritualität und der knisternde Eros des einst als verrucht geltenden, vom Papst gar verbotenen Tanzes - wie geht das zusammen? Sehr wohl und auf beglückende Weise. Das jüngste Konzert des Faustchors Staufen mit der camerata academica Freiburg und den zwei famosen Violinisten Oleg Pokhanovski und Koh-Gabriel Kameda ließ alle Zweifler verstummen und die Besucher der randvollen Kirchhofener Stiftskirche - vorausgegangen waren Auftritte in Staufen und Denzlingen - in stehende Ovationen ausbrechen.
Nein, solches war im feierlich barocken Ambiente noch nie zu hören. Kameda, der in Freiburg geborene, von niemand Geringerem als Yehudi Menuhin hoch gelobte, inzwischen zum Shootingstar avancierte Junggeiger, hat Piazzollas intime Tanzsuite "Vier Jahreszeiten nach Buenos-Aires-Art" in ein veritables Violinkonzert verwandelt - und er gab es mit der virtuosen Strenge und Präzision eines kühlen Engels, ohne geringsten Raum fürs Sentiment. Glutvoller, mit hochsensiblem Bogen präsentierte Pokhanovski, schon mit sechs Jahren auf einer russischen Bühne bejubelt und heute Professor an einer kanadischen Musikhochschule, die "Carmen"-Fantasie des NS-Emigranten und Filmkomponisten Franz Waxman. Ein unbekanntes Stück eines zu Unrecht fast Vergessenen, das sich an Virtuosität mit Sarasates berühmter "Carmen"-Adaption durchaus messen kann. Schließlich eine Europapremiere: Die "Misa Tango" des jungen Argentiniers Martín Palmeri. Bandoneon (stilsicher: Wolfgang Weniger) und Piano geben den drängenden Rhythmus vor, Daniela von Zastrow intoniert mit klarem Mezzo die vom Chor variierten kantablen Grundthemen, wie das kinderliedhaft zarte "Benedictus". Eindringlich: die finale Friedensbitte.
Was das bereits von Piazzollas Brüchen und abruptem Tempuswechsel überforderte Orchester an nötiger Verve schuldig blieb, machte der von Peter Koderisch engagiert geführte Faustchor spielend wett. Erstaunlich, zu welcher Qualität und Reife sich die einem Schulchor entwachsene 120-köpfige Formation inzwischen gesteigert hat. Unterm Strich bleibt festzuhalten: Die verhaltene Leidenschaft des affektgeladenen, längst zur Kunstmusik geadelten Tango und die beseelte Melodik des traditionellen Gotteslobs, harmonisieren bei Palmeri (abgesehen von einigen kammermusikalischen Überbleibseln) aufs allerbeste. Und warum sollten religiöses Pathos und tanzbare Leidenschaft nicht zusammengehen? War doch schon König David bekanntlich ein Tänzer vor dem Herrn.
Stefan Tolksdorf
Badische Zeitung 14.05.2004
BZ-INTERVIEW mit Peter Koderisch zur Aufführung der "Tango-Messe" durch den Faust-Chor
STAUFEN. Peter Koderisch ist Musiklehrer am Faust-Gymnasium Staufen und Leiter des Faust-Chores. Heute, Freitagabend, hat der mit der europäischen Uraufführung der Tango-Messe "Misa Tango - Misa a Buenos Aires" des argentinischen Komponisten Martín Palmeri seine große Bewährungsprobe. Mit Koderisch sprach BZ-Mitarbeiter Hans Christof Wagner.
BZ: Herr Koderisch, wie fing das an mit dem Faust-Chor?
Koderisch: Ich bin 1992 ans Faust-Gymnasium gekommen. Damals gab es dort einen reinen Schülerchor. Meine Idee war, Schüler, Lehrer und Eltern über das gemeinsame Singen zusammenzubringen. Heute haben wir rund 130 Mitglieder - davon 50 Schüler von Klasse 7 bis 13, rund ein Dutzend Lehrer aller Fachrichtungen, 50 Eltern und 20 ehemalige Schüler und sonstige Freunde der Schule. Bei uns kann jeder mitmachen, ohne vorher vorsingen zu müssen. Abgewiesen habe ich bisher noch niemanden.
BZ: Gab es mit der Umstellung zu diesem gemischten Chor Probleme?
Koderisch: Überhaupt nicht, im Gegenteil. Vor allem die Eltern waren von Anfang an begeistert dabei. Ich empfinde das als sehr positiv. Wir haben mit erwachsenen Stimmen die Möglichkeit zu größerer musikalischer Vielfalt. Außerdem ist das ein wichtiges pädagogisches Konzept, in dem wir praktizieren, dass alle, die an Schule beteiligt sind, an einem Strang ziehen.
BZ: Die Tango-Messe ist das dritte große Projekt des Faust-Chores, was haben sie davor aufgeführt?
Koderisch: 1994/95 hatten wir den ersten großen Auftritt mit zwei Konzerten geistlicher Musik des Barock. 2001 haben wir eine Gospel-Messe und die lateinamerikanische Messe "Misa Criolla" aufgeführt.
BZ: Wie lange haben die Vorbereitungen für die Tango-Messe gedauert?
Koderisch: Gut drei Jahre. Die Idee kam über eine Argentinierin, die im Faust-Chor mitsang. Sie machte mich mit der Messe bekannt. Ein Dreivierteljahr hat es allein gedauert, Palmeri ausfindig zu machen. Ein halbes Jahr gingen für Verhandlungen drauf. Noch mal ein knappes Jahr hat es gedauert, bis die Noten hier waren. Palmeris Honorar mussten wir über eine argentinische Familie abwickeln. Die hat das Geld persönlich überbracht. Übrigens ist die Aufführung heute Abend die europäische Uraufführung. Gleichzeitig läuft sie auch in New York.
BZ: Wie intensiv haben Sie geprobt?
Koderisch: Seit Beginn des Schuljahres jede Woche einmal zwei Stunden mit den nach Schülern und Erwachsenen getrennten Chören. Alle paar Wochen gab es auch eine ganztägige gemischte Probe. Vor allem die Schüler waren mit viel Fleiß, Zuverlässigkeit und Selbstdisziplin dabei, obwohl die Proben am Freitagnachmittag angesetzt waren. Ich muss auch sagen: das heute Abend ist das schwerste, was wir uns bis jetzt vorgenommen haben.
BZ: Ein solches Ereignis auf die Beine zu stellen, war doch sicher recht kostspielig?
Koderisch: Ja, sehr. Wir hatten Kosten für Werbung, Plakate, Flyer. Außerdem müssen wir hohe GEMA-Gebühren bezahlen. Da kamen die kräftigen Zuschüsse der IKA-Werke in Staufen und der Firma Sick in Waldkirch sehr gelegen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken
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