faust gymnasium

Sechstklässler sind Fantastikinder / les enfantastiques

Deutsch-französisches Projekt: Singen, Kommunizieren, Erinnern

Auftaktbesuch 

Am Freitag, den 3. Mai, kam es zum Auftaktbesuch von mehreren Klassen des Collège Schoelcher aus Ensisheim im Rahmen eines deutsch-französischen Austausch-Projektes "Fantastikinder / les enfantastiques". Dieses Projekt möchte jetzt auch Kinder aus dem ersten Lernjahr diesseits und jenseits des Rheins zusammenführen, um gemeinsam in der eigenen Sprache und in der Sprache des Nachbarn Lieder einzustudieren. 

Am Dienstag darauf erwiderten unsere Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 6b und 6c/d diesen Besuch in Ensisheim und bereiteten sich auf die große Abschlussveranstaltung im Europa-Park am 21. Mai vor. Dort wird sich dann aus vielen anderen Schulen entlang des Rheins ein sehr großer Chor mit 600 französischen und 600 deutschen Kindern bilden, der"dieselben Werte und Ideen teilt und der fröhlich singend und optimistisch in die Zukunft blickt. So werden Schüler zu « Fantastikindern » (Bernadette Gall, eine der Initiatorinnen dieses Projektes auf ihrer WebSite lesenfantastiques.fr).

 

Besondere didaktische Bedeutung

Obwohl das gemeinsame Singen ein wesentlicher Pfeiler dieses Projektes ist, ist das Projekt weit mehr als ein grenzübergreifendes Chorprojekt. Hier begegnen sich inzwischen auch Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1, also Kinder in einem Alter, in der sie die Fremdsprache nur rudimentär beherrschen, aber noch sehr viel mehr Offenheit und Spontaneität mitbringen als bei Austauschen in der Mittelstufe. Die Kinder lernen hier ganz am Anfang des Fremdsprachenunterrichts die Bedeutung der Sprache kennen, als Mittel, mit Gleichaltrigen aus einem anderen Kulturkreis in Kontakt zu treten. 

Zudem ließen sich die für das erste Lernjahr vorgesehenen Lernziele und Unterrichtsinhalte problemlos mit den Vorbereitungen auf das Projekt und die damit verbundenen Begegnungen verbinden. Allein über das Singen und Einstudieren der Lieder konnten die Schülerinnen und Schüler unbewusst neue lexikalische, grammatikalische phonetische Strukturen aufnehmen. Ein Beispiel: eines der Lieder enthält den Refrain: Il y en a assez pour tout le monde. Il suffirait de partager sur notre planète ronde. Die Bedeutung des nicht gerade einfach zu verstehenden oder auch zu sprechenden Satzes wäre im normalen Fremdsprachen-Unterricht nur sehr aufwändig zu vermitteln gewesen - als Bestandteil eines Liedes war die Bereitschaft, den Satz  zu verstehen und richtig auszusprechen, naturgemäß viel größer.

Begeisterung und Motivation der Schüler 

Die Begeisterung und Motivation der Schüler war von Anfang an enorm. Unsere Schülerinnen und Schüler bekamen einen französischen Partner ("corres") zugewiesen, dem sie sich selbst die eigene Familie, aber auch Hobbies und Vorlieben vorstellten. 

 

Nicht nur diese, sondern auch viele andere Aufgaben (zum Beispiel: die Einübung von Rollendialoge des Kennenlernens und Vorstellens, das Entwerfen eines Plakates zur Vorstellung der jeweiligen Familien) wurden mit sehr viel Hingabe und Liebe zum Detail umgesetzt.

Bei der persönlichen Begegnung bildeten die "corres" eine stabile Einheit, versuchten sich mit Gestik und Mimik und mithilfe des Lehrbuchs so gut es ging zu verständigen und tauschten auch ihre Kontaktdaten aus.

Neben dem Einproben der für die Abschlussveranstaltung geplanten Lieder schauten wir uns auch ein Video an, das wie kaum ein anderes zeigt, wie der Funke der Begeisterung durch Musik auf die Sprache überspringt: Es handelt sich dabei um eine Produktion einer französischen Gruppe, die von der UNICEF gefördert wurde. Dieses Video On écrit sur les murs haben wir zusammen nachgesungen. Auf einem im Kunstunterricht gestaltetem Plakat einer Mauer konnten die Kinder das aufschreiben, was sie bewegt (Des messages pour les jours à venir/ nos espoirs en forme de graffiti).Die Franzosen haben ihre Botschaften in der Sprache der Gastgeber verfasst.

 

Nachhaltigkeit 

Eine Besonderheit dieses Projektes besteht auch darin, dass es insgesamt drei Treffen gibt, die in sehr enger zeitlicher Abfolge liegen. Unser Gegenbesuch in Ensisheim, unweit des Hartmannsweilerkopfes, wo sich Deutsche und Franzosen vor etwas mehr als 100 Jahren erbitterte Gefechte lieferten, stand am Dienstag, den 7.5 an. Dort wurde ein gemeinsames Konzert geboten, an dem auch die Eltern teilnehmen konnten 

Das Abschlusskonzert selber im Europapark ist öffentlich; auch hier werden sehr viele Zuschauer, nicht nur Verwandte und Angehörige der beteiligten Kinder erwartet.

Die Nachhaltigkeit ist aber nicht nur auf diese drei Begegnungen reduziert. Wir werden im Unterricht wo immer möglich Gelegenheiten suchen, die Korrespondenz mit den "corres" zu vertiefen. Die offene Art, wie die Kinder schon beim ersten persönlichen Kennenlernen aufeinander zugegangen sind, lässt erwarten und hoffen, dass in- und außerhalb der Schule weitere folgen werden.