faust gymnasium

Vier Jahrzehnte DDR

Brigitte Domke (*1951) berichtet dem Leistungsfach Geschichte aus ihrem Leben

Am Montag, den 14. Februar bekamen wir im Leistungsfach Geschichte der Jahrgangsstufe 2 virtuellen Besuch. Fast eine Doppelstunde lang hatten wir die seltene Gelegenheit Geschichte einmal hautnah mitzuerleben. Im Unterricht behandeln wir im Moment die Entwicklung der beiden deutschen Staaten. Anders als bei weiter zurück liegenden Themen haben wir jetzt das Glück, Zeitzeugen, die die Ereignisse miterlebt haben, interviewen zu können.

Wir haben schon häufiger mit unserer Großmutter über ihr Leben und ihre Erfahrungen in der DDR gesprochen. So kam die Idee auf, sie in die Schule einzuladen, damit unsere Mitschülerinnen auch etwas darüber erfahren können. Der Kurs war sofort total begeistert und hat sich hat sich im Vorfeld ein paar Fragen überlegt, die wir dann zu thematischen Einheiten zusammengefasst haben. Heraus kam ein langes, mit Lautsprecherboxen verstärktes Telefonat und ein eindrucksvoller Einblick in das Alltagsleben jenseits der Mauer.

Unsere Oma erzählte unter anderem von ihrer Rolle als Mutter und gleichzeitig berufstätigen Frau, der Arbeit im Betrieb, vom Umgang mit der omnipräsenten „Mangelwirtschaft“ , aber auch etwas über die allgemeine politische Stimmung und das Leben mit der Stasi (Staatssicherheit). Sie besuchte die polytechnische Oberschule und heiratete für heutige Verhältnisse recht früh, nämlich schon mit 21 Jahren. "Das hat auch die Chancen erhöht, schneller eine größere Wohnung zu bekommen". Von der offiziellen Diktion, berufstätige Frauen mit Kindern zu entlasten, spürte sie im Alltag nicht immer etwas. Selbst der Wandel, der sich nach dem Übergang von Walter Ulbricht zu Erich Honecker politisch und gesellschaftlich vollzog, ging weitgehend an ihr vorüber, weil man "sehr viel mit den Herausforderungen des Alltags zu tun hatte. Trotzdem hat man gespürt, dass Vieles ab Mitte der 70er-Jahre besser wurde."

Besonders interessant fanden wir in dem Zusammenhang zu erfahren, wie die Stasi auch auf "normale" Menschen zugegangen ist, um sie für ihre Zwecke einzuspannen. Unsere Oma hatte Briefkontakte zu einem Studenten aus der Bundesrepublik und die Stasi wollte sie deswegen als Informantin gewinnen. Doch sie fand Möglichkeiten, den Anwerbeversuchen auszuweichen. Auch hat uns sehr beeindruckt, dass dem sozialen Umgang miteinander in vielen Bereichen, wie Schulen und Arbeitsstätten eine sehr starke Gewichtung beigemessen wurde. "Jeder half dem anderen und die Solidarität untereinander war sehr groß."

An dieser Stelle möchten wir im Namen des Leistungsfachs Geschichte noch einmal die Chance nutzen und uns ganz herzlich für das tolle Erlebnis bedanken. Wir konnten alle Fragen stellen und haben Dinge erfahren, die in keinem Geschichtsbuch stehen. Auch die Nachwirkungen waren groß: Über zahlreiche Aspekte haben wir uns direkt im Anschluss an das Gespräch noch lange ausgetauscht.